Nach dem Regen

 ...scheint die Sonne. Sie ziert sich zwar noch etwas, aber trotzdem ist es einiges freundlicher als gestern Nachmittag und Abend. Dieses Wetter stimmte schon fast melancholisch, es war einfach nur nass, finster und grau. Beim Fussballmatch am Abend konnten dann alle technischen Fehler auf das durchweichte Terrain geschoben werden. Immer wieder sprach der Kommentator irgendwas von ausgerutscht mit dem Standbein. Zugegeben, so ist mal der FC Bayern gegen die Spielvereinigung Greuter Fürth aus dem Pokal ausgeschieden - da hatte es aber unerwartet Schnee auf dem Platz. Regen ist da schon etwas anderes. Dass der Match nicht allzu langweilig war, verdankt er primär mehreren Standardsituationen: einem Kopfballtor nach einem Corner und einem Penalty der nicht zwingend war. Glück gehabt GC, weniger wegen des Spiels, das hatten sie im Griff. Aber das Toreschiessen bislang nicht - in den ersten beiden Partien gab's nur ein Eigentor.
Vor dem Match hatte ich noch in einen Film im Ersten reingeschaut, und wäre fast hängengeblieben. Ich habe den Rest dann nachher angesehen, und es hat sich gelohnt. 3 1/2 Stunden heisst der Titel, um genau diese Zeit geht es auch. In knapp 2 Stunden erzählt der Film, wie sich die Passagiere eines Zugs in Deutschland fühlen. Der Zug ist auf dem Weg nach Ostberlin und während der Fahrt spricht sich herum, dass die Mauer gebaut wird. Mehrere Einzelgeschichten zeigen auf, welche Gedanken in den Köpfen der Menschen herumgeistern. Aussteigen oder nicht? Die Zeit zum Überlegen ist begrenzt.
  • Die Familie mit zwei Kindern, er ein Regimekritiker, sie die Tochter eines hohen Parteifunktionärs
  • Der ältere Herr, der wieder heiraten will - obwohl er im Osten Frau und Kinder hat und sich wegen seiner Kriegsvergangenheit abgesetzt hatte
  • Die vier jungen Musiker, von denen einer Jude ist und den älteren Herrn aus dem Krieg kennt. Und von denen die Sängerin eigentlich bei der Stasi ist.
  • Die junge Turnerin welche gerade gesamtdeutsche Meisterin geworden ist, und nur dank Hormonen aussieht wie 15, obschon sie bereits 18 ist. Sie reist mit ihrer Trainerin.
  • Das ältere Ehepaar, dessen Sohn seit Jahren in Garmisch lebt - deswegen gibt es auch Streit zwischen den beiden
  • Last but not least die Lokführerin mit der Dampflok, welche kurz vor der Grenze den Zug übernimmt - und  wenige Meter vor der DDR-Grenze den Zug einfach anhält. Eine allerletzte Chance für alle.
Die Geschichten sind allesamt offen skizziert, sie könnten so oder so ausgehen - oder anders. Im Abspann sieht man dann, was nach der Entscheidung mit diesen Menschen wirklich passiert ist. Das macht das Ganze noch greifbarer und realistischer.
Ja, das ist so eine Sache mit Entscheidungen. Man weiss nie genau, welche Konsequenzen daraus entstehen und gerade in so einer Situation braucht es ziemlich viel Mut. Denn wer sich entschied, in der BRD zu blieben, liess alles hinter sich, Heim, Arbeit, Freunde und Familie. Vermutlich kann man sich nicht wirklich in diese Menschen hineinversetzen. Und es ist letztlich auch nicht möglich, in so kurzer Zeit mit den wenigen Informationen aus einem Transistorradio einen rationalen Entscheid zu treffen. Da war ganz viel Bauch dabei....

Von meiner Seite zwei klare Empfehlungen: unbedingt anschauen den Film, und immer auf den Bauch hören - den eigenen am  besten, und wer zu wenig hat, dem kann ich aushelfen...

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