Neues altes Zuhause

Als ich mir überlegt hatte, wo ich im November meine Ferienwoche verbringen möchte, spielten die Temperaturen eine nicht unwichtige Rolle. Und da man auf so lange Zeit keine Wetterprognosen erstellen kann, bedient man sich eben der langjährigen Erfahrung. Dabei raus kommen dann durchschnittliche Temperaturen für einen ganzen Monat - langjähriges Mittel heisst das dann oft.
Nun ist das so eine Sache mit Durchschnitt und Mittel - sitzt man auf der heissen Herdplatte und hat die Füsse im Eisbad, stimmt das im Durchschnitt vielleicht gar nicht so schlecht. Aber das kann trotzdem in der Einzelbetrachtung zu viel des Guten sein. Irgendwie ging es mir in letzter Zeit etwas ähnlich mit Veränderungen- lange eher wenig, und plötzlich alles auf einmal. Heute war es darum eine etwas spezielle Reise in die Vergangenheit, die so vertraut, und doch nicht mehr so recht die meine ist. 
"Wie viel hat sich wohl verändert in Utzenstorf?" - diese Frage begleitete mich auf meiner Fahrt dort hin. Mit der RBS nach Bätterkinden und dann mit dem Bus über die Emme....hundert Mal gemacht. Mit dem Auto zum Wohnmobil - wie oft bin ich diese Strecke gefahren (heute nur, weil ich Nummernschilder und einige Lebensmittel im Fahrzeug vergessen hatte). Eier von Längs - wahrscheinlich jahrelang ein Dauerbrenner. Heute sind sie eben nicht mehr um die Ecke, darum musste ich einfach profitieren. Das eigentliche Ziel war aber das Haus, welches wir vor ziemlich genau 26 Jahren bezogen hatten. Von aussen sieht es heute noch nicht viel anders aus, als ich es in Erinnerung hatte. Neue Lampe, neue Lüftungsauslässe, neue Schalter bei Licht und Klingel, und natürlich andere, fremde Dinge vor dem Haus. Innen begrüsste mich die kleine Version des Schmutzteppichs, den ich selber dort hatte und heute in der neuen Wohnung immer noch habe. Im WC ist fast alles neu, eng ist es immer noch. Das ganze Haus erstrahlt in neuem Weiss, praktisch alle Armaturen sind neu - unverkennbar: hier wohnt ein Sanitärfachmann. Daneben hat es auch noch neue Lampen, andere waren altbekannt. Draussen drehte Freddy seine Runden, nur die Glyzinie ist nicht mehr - alles giftig an dieser Pflanze. Aber unterm Strich ist es auch heute noch ein Haus, das mir wohl bekannt ist - aber mit all den fremden Möbeln eben nicht mehr meines.
Etwas komisch war dann das Verlassen als Gast - in meinen Erinnerungen war es immer anders rum gewesen, ich war der Gastgeber, die anderen gingen. Aber mit dieser tollen Familie in "unserem" alten Zuhause ging ich mit einem guten Gefühl heim nach Zollikofen. Zurück möchte ich nicht, zumindest nicht in die Zeit ganz am Schluss.

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