Fiktion oder Realität?

Manchmal kommt es einem schon vor, man wäre in einem Film. Beispielsweise gestern, als ich alleine von der Kantine den langen Gang von der Engehalde 35 in die Engehalde 39 gelaufen bin - drei Gebäude, ein langer Gang. Es war Morgens um 9 und Homeoffice ist angesagt, entsprechend wenig Mitarbeitende trifft man aktuell in diesen Gebäuden an. Und darum war es auch finster im Gang, nicht ganz, einfach unbeleuchtet. Ich lief also diesen Gang entlang, das Licht immer ein paar Meter vor mir. Ganz hinten im Gang leuchtete ein Monitor im Dunkeln und zeigte Videos aus einer Zeit, also Masken noch etwas waren, das die verrückten Asiaten in ihrer schlechten Luft in den Städten trugen. Irgendwie apokalyptisch, wie auf einem Raumschiff mit den letzten Überlebenden einer (Klima-)Katastrophe auf der Erde, auf der Suche nach einem neuen Planeten - einer neuen Heimat.

Zugegeben, klingt sehr dunkel und pessimistisch. Passt aber irgendwie in die Zeit, es ist ja auch oft dunkel draussen und pessimistisch kann man schon werden, wenn man jetzt wieder so viel alleine zu Hause bleiben soll. Kann man natürlich auch, wenn plötzlich alle zusammen zu Hause sind und man sich so richtig auf den Keks geht. Da hat der Kanton Bern heute allen Familien mit Schulkindern noch drei zusätzliche Tage zum gegenseitig Nerven geschenkt. Es ist Weihnachtszeit, gegenseitige Geschenke erhalten ja bekanntlich die Freundschaft. Und ob das dann wirklich genügt, die Virenausbreitung von den Schulen in die Familien ernsthaft zu bremsen, bleibe dahin gestellt. Im dümmsten Fall nutzen die Kids die zusätzlichen freien Tage um so richtig unter die Leute zu gehen und noch ein paar Weihnachtsgeschenke zu besorgen.....

Ja, im zweiten Corona-Winter frage ich mich manchmal schon, ob das Realität ist, oder ob ich träume. Es erscheint mir manchmal wie eine Mischung aus "Trueman Show" und " Groundhog Day". Trueman Show deshalb, weil irgendwie alles so gleichmässig, unspektakulär und planbar abläuft - innerhalb des eigenen Mikrokosmos natürlich, denn das Virus ist ja alles - nur nicht planbar. Wenn man wie ich alles selber macht, dann muss man auch etwas Struktur in die Woche bringen. "Ich mach das wenn ich mal Lust dazu habe" funktioniert nicht, denn dann fehlt am Ende die Zeit, ganz viel Zeit. Und darum sieht das dann im Endeffekt etwas "glatt" aus, weil ja alles irgendwie in den 7 Tagen Platz haben muss und soll. Bis dann eben irgendwann eine Studiobeleuchtung vom Himmel fällt und alles in Frage stellt - wer den Film gesehen hat, weiss was ich meine. Und die Murmeltier-Show in Punxsutawney Pennsylvania ist seit dem Film "täglich grüsst das Murmeltier" weit herum bekannt - dass sich der Tag scheinbar endlos wiederholt, fand ich beim Zusehen lustig. Irgendwie geht es mir mit vielen Ereignissen im Moment ähnlich: die Wochen gleichen sich, die Winter ebenfalls. Immerhin, im Film gibt es einen Ausweg....

Etwas ändert sich aber doch im Moment: die Verbannung ins Homeoffice hat im Büro verbreitet etwas den Schwung genommen. Hat man die Wahl, etwas vor oder nach den Feiertagen anzureissen, lässt man es seit dieser Woche eher bleiben. "Bringt ja nichts" scheint etwas die Devise bei uns zu sein. Das gilt natürlich nicht für alle, alles was mit Weihnachten zu tun hat, steuert wohl auf einen erhöhten Stresspegel zu. Und jetzt kommt noch die Angst dazu, man erhalte keinen Einlass in die Geschäfte, weil schon zu viel Leute drinnen sind. Die freiwillige Beschränkung diverser Detailhändler soll ja als Massnahme positiv auf die Corona-Zahlen wirken - obwohl Frau Markwalder gleichzeitig betont hat, dass die Geschäfte kein Ansteckungsort wären. Ja, was hilft es dann?

Ich werde mich heute auch noch in den Trubel stürzen, ich brauche noch zwei, drei Sachen vom Weihnachtsmarkt. Lässt sich wunderbar verbinden mit meinem Coiffeur-Termin und obendrein schneit es hier jetzt schon seit einiger Zeit - alles wird winterlich. Ich hoffe bloss, dass der am Abend auch noch da ist, dann wird das so richtig weihnächtlich auf dem Märit....

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