Verrückte Zeiten
Mein 9 Jahre altes Notebook wird wohl noch einige Zeit seinen Dienst weiter verrichten. Ein Laserdrucker für Astrid, das Geschenk welches wir erst nach dem Umzug direkt an den neuen Wohnort liefern lassen wollten, dieses Teil hätten wir vermutlich an Weihnachten bestellen müssen. Die Lieferketten sind nach wie vor nicht wie vor der Pandemie, und es sieht im Moment nicht so aus, als ob sich das bald ändern würde. Und dann kommt dazu, dass das was erhältlich ist, eine Menge Geld kostet- mehr als früher. Autos sind teuer geworden, weil die benötigten Chips fehlen und darum die Produktion stockt. Mietwagen kosten horrend viel Geld, weil die Flotten in der Pandemie verkleinert worden sind. Neue Fahrzeuge sind schwer lieferbar, weil... siehe weiter oben. Der Erdölpreis schiesst durch die Decke, die Gaspreise sind schon länger dort und nun sperrt man sich auch noch gegenseitig die Lufträume. Eine Maschine der Aeroflot steht parkiert in Genf - die fliegt wohl noch lange nirgendwo hin.
Jetzt haben wir uns doch so darüber gefreut, dass die Masken endlich etwas aus unserem Alltag verschwunden sind. Und nun, da wir die Gesichter der Mitmenschen wieder sehen können, zeigen sich Sorgenfalten, herabhängende Mundwinkel und generell stille Menschen. Die Leichtigkeit des Seins ist schon länger weg, sie scheint auch so bald nicht wiederzukehren. Und ehrlich gesagt macht mir die Geschichte auch wirklich echt Sorge. Nun denkt Finnland über einen Nato-Beitritt nach - genau das, was Putin als rote Linie definiert hatte. Die Drohung war unspezifisch, aber was würde die Nato wohl machen, wenn die Russen dort die Grenze überschreiten würden? Ist zwar im Moment nicht wahrscheinlich, soweit ich weiss, hat es dort noch nicht genug Truppen. Aber was hat das mit den heute begonnenen Manövern der Atom-U-Boote auf sich? Hat Putin tatsächlich schon den Finger am Knopf? Ernsthaft?
Heute gab es in 20Minuten eine Umfrage. wissen sie, wo sich ihr Schutzraum befindet? Ich weiss es eigentlich nicht. Und da bin ich nicht alleine, es geht rund 80% der Menschen in diesem Land so. Zufälligerweise habe ich mir die Pläne aller sieben Häuser angeschaut und weiss, dass es im vordersten Gebäude einen Schutzraum hat. Offiziell muss ich das nicht wissen, das würde bekannt gegeben, wenn es notwendig sei. Keine Ahnung wie das gehen soll, wenn als erstes die Kommunikations-Infrastruktur ausgeschaltet würde. Egal, dann hätten wir sowieso andere Probleme. Zum Beispiel die Versorgung: wer hat heute noch einen vollständig ausgestatteten Notvorrat? Das wird schon beim Wasser meist ein Problem, 20 Liter pro Person? Sicher bin ich nicht....
Nun gut, soweit muss es ja nicht kommen. Aber so unbehaglich wie heute, habe ich mich sicherheits-politisch vermutlich in meinem ganzen Leben noch nie gefühlt. Man muss wohl kein Prophet sein, wenn man die Behauptung aufstellt, dass die Rüstungsausgaben weltweit wohl massiv steigen werden. Über Jahre hinaus. Und das Referendum gegen die Beschaffung der neuen Kampfflieger kann man wohl gleich wieder zurückziehen, wenn es denn überhaupt zustande kommt.
Was bleibt unter dem Strich? Das ungute Gefühl, dass wir es - wie schon Generationen vor uns -nicht geschafft haben, unseren Kindern eine Welt ohne Krieg zu hinterlassen. Hinzu kommt, dass wir auch die Natur nachhaltig geschädigt haben. Ein Erbe, welches man im realen Leben wohl nicht antreten würde - wenn man die Wahl hat.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen