Tauwetter

Vor einer Woche brannte eine Kerze des Adventskranzes, heute sind es schon zwei. Damals war es winterlich draussen, mit Schnee und Sonnenschein. Heute ist es grau, dafür sieht man den grünen Rasen wieder - es ist Tauwetter. Ja, ist denn heut' schon Weihnachten? Das ist doch typisches Wetter für dieses Fest, welches allerdings an der Originalstätte damals vermutlich auch fernab von Schnee und Kälte seinen Anfang nahm. Ich bezweifle auch, dass es dort einen geschmückten Baum gab, aber wir stellen heute ja auch nicht mehr Myrrhe und Weihrauch unter den Baum - Gold vielleicht schon, aber eher selten.

Die Adventszeit ist oftmals etwas von Hektik geprägt. Einerseits wollen Geschenke gekauft werden, dann gibt es verlockende Weihnachtsmärkte, die es zu entdecken gilt. Im Büro sollten nun endlich auch die letzten Pendenzen vom Tisch, was eigentlich unmöglich ist - aber jede und jeder scheint das noch zu versuchen. Und dann gibt es auch noch Firmen, welche unverrückbar am Weihnachtsessen festhalten. Ich versuche seit Jahren, diesen Endzeit-Stress - man verzeihe mir den Ausdruck, aber so kommt es mir manchmal vor - von mir fernzuhalten. Es gelingt mehr oder weniger gut, ich verschliesse mich gewissen Verlockungen nicht. Das eine oder andere Weihnachtsgüetzi hat auch in meinem Terminkalender Platz - in meinem Bauch leider auch, mit nachhaltigem Effekt. Auf dem Weihnachtsmarkt war ich schon zwei Mal, auf zwei Märkten um genau zu sein. Und gestern war ich relativ spontan im Quadrat in Zollikofen beim Brunch mit Schmockers. Das Quadrat ist ein ehemaliges Geschäftsgebäude, vermutlich eine Werkstätte oder so. Heute gibt es darin Arbeitsplätze für Berufsnomaden, auf Neudeutsch "Coworking-Space" von Montag bis Freitag. Am Samstag wird dann jeweils ein Brunch serviert, und zwar zubereitet und serviert von einer relativ grossen, gemütlichen Truppe von Rentnern. Und das war jetzt einfach eine Oase der Ruhe in dieser hektischen Zeit: gemütliches Plaudern hatte ebenso Platz wie eine Handvoll liebevolle Pannen. Mal ging etwas vergessen, dann fehlte etwas und zu Beginn war der nette Kellner dreimal bei uns am Tisch, bis er wirklich alles richtig verstanden hatte. Es fehlte dann trotzdem noch etwas, aber waren nachsichtig - schliesslich hatte er ein Schild am Gilet angebracht: "42igstes Lehrjahr". Das Schöne war, dass die Gäste durchwegs zu diesem Lokal passten. Viele jüngere Leute, aber auch ältere, alle mit einer Prise Humor und viel Verständnis und Geduld gesegnet. Einfach schön....

Samstagmorgen im Brunch, das hiess für mich: Putzen am Freitag. Und das war eine gute Idee gewesen, denn wir waren von 10 bis halb 3 im Quadrat, danach ging ich noch in die Stadt auf den Markt und gegen 4 war ich dann trotzdem schon zu Hause - ich wusste eben, was ich wollte. So ergab sich ein zwar belebter, aber dennoch stressfreier Samstag, der dann unterm Strich trotzdem viel zu schnell schon wieder vorbei war. Bleibt noch der Sonntag, wobei auch hier schon ein paar ToDos auf der Liste stehen: Bettwäsche wechseln, Duvet lüften, Bettwäsche waschen, Training auf dem Ergometer, Güetzi backen, Ragout kochen, Blog schreiben....

Kommentare

Beliebte Posts