Ruhig

Der Sonntag war ja früher jener Tag, an dem das Leben gefühlt stillgestanden ist. Mal abgesehen von jenen Berufsleuten, welche eben auch sonntags arbeiten müssen - und das sind nicht wenige. Aber die grosse Mehrheit hatte frei und musste sich irgendwie durch diesen Tag kämpfen. Heute ist das ja ganz anders, zumindest in Städten und der Agglomeration ist eigentlich immer etwas los. Stand man früher vor geschlossenen Geschäften, gibt es heute zumindest an Bahnhöfen keinen Unterschied mehr. Vermutlich darum werden ebendiese Bahnhöfe immer mehr zu Einkaufszentren, Schalter für den Billettverkauf braucht es ja nicht mehr und wenn überhaupt noch jemand für Fragen zur Verfügung steht, dann sind diese Personen in der Regel nicht mehr in einem grossen Büro hinter einem Schalter zu finden. Ich bin überzeugt, dass diese Entwicklung noch weitergehen wird. Gerade Geschäfte für Lebensmittel benötigen eigentlich auch immer weniger Personal und dieses steht ehrlich gesagt gerade in eng konzipierten Läden mehr im Weg.

Ganz so ernst gemeint ist das natürlich alles nicht. Aber es ist auch nicht frei erfunden. Ich mag mich an den 25. oder 26. Dezember erinnern, da war ich in der Migros in der Christoffel-Unterführung um mir ein Getränk zu besorgen. Es war einer von vielen Sonntagen in Serie und die Logistik der Migros arbeitet ja an diesen Tagen primär für diese wenigen Geschäfte, die eben an Sonn- und Feiertagen geöffnet sind. Ergo erfolgt die Anlieferung von Waren - insbesondere von frischen Lebensmitteln - an diesen Tagen wie gewohnt. Und die Ware muss ja irgendwie in die Gestelle. Nur ist eben gerade dieses Christoffel-Migros extrem eng konzipiert, darum gibt es ja auch keine Wägeli und nur so rollbare Körbe (die ich übrigens überhaupt nicht mag). Es war also eng, voll, und zu den Gestell-auffüllenden Mitarbeitenden kamen noch jene dazu, welche versuchten das Wasser aufzuwischen, welches beim Gemüse grossflächig eingedrungen war. Das nenne ich dann eng, dort war es schon fast eine Kunst, in nützlicher Zeit durchzukommen.

Die Sonntage in den Geschäften des Bahnhofs Bern sind immer ähnlich - eigentlich ist jeder Tag fast wie der andere, es hat immer Leute welche einkaufen, mal viel und mal sehr viel. Nur gelegentlich lässt der Ansturm etwas nach - so wie heute. Heute war es sonderbar ruhig in den Läden, es hatte relativ wenig Menschen in der Unterführung und einige freie Plätze bei den wenigen Sitzgelegenheiten beim Treffpunkt. Der Grund war mir ehrlich gesagt schleierhaft. Am Wetter liegt es in der Regel nicht, am Bahnhof hat es immer Menschen. Ein besonderes Datum schreiben wir heute auch nicht, und dass der Slalom von Kitzbühl die Strassen dermassen leerfegen kann, wage ich zu bezweifeln. Aber es war mal ganz angenehm, entspannt durch den Bahnhof zu laufen. So fängt der Tag doch gut an, möge die nächste Woche sich diesem guten Trend gleich anschliessen.

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