Von Reichen (nicht unbedingt Schönen)

Nun diskutieren sie also wieder in Davos, die Reichen und Mächtigen dieser Welt. Nicht alle sind eingeladen, das stimmt - und das zeigt auch deutlich auf, wie es um diese Welt steht. Der Krieg ist ein Geschäft, und das Geschäft mutet oft an wie Krieg. Das Beruhigende daran ist, dass sich unser Planet weiterdreht, egal was für ein Theater wir auf ihm veranstalten. Ich war noch nie ein Freund des WEF, zu abgehoben sind mir der Grossteil dieser Leute, zu wenig beschäftigen sie Themen wie die Teuerung und die Frage, wie man denn im nächsten Jahr die Miete und die Krankenkassenprämien für die ganze Familie bezahlen soll. Nein, da gibt es ganz andere Geschichten: man lässt sich die Schuhe binden, raucht im gemieteten Chalet (weswegen später dann sämtliche Wände abgeschliffen werden müssen), lässt sich für 100 Meter herumchauffieren - und alles einfach, weil man es sich problemlos leisten kann.

Da geht es auf unserer nationalen Bühne doch noch etwas beschaulicher zu, sollte man meinen. Oder zumindest auf kantonaler Ebene könnte man meinen, da dürfte gesunder Menschenverstand und Pragmatismus doch hoffentlich verbreitet sein, oder? Nun, ein Passant in der Stadt Bern hat es gestern im Fernsehen treffend ausgedrückt: was die Berner Regierung veranstaltet ist schlicht kleinkariert. Andere sprachen von Peinlichkeiten. Ich bin der Meinung, gestern wurde der Kanton Bern zur Lachnummer der Nation. Zum einen, weil das aktuelle Spesenreglement einfach ein Witz ist - keine Untergrenze für Spesenabrechnungen, trotz Pauschalspesen in der Höhe von 8'000 CHF. Zum anderen, weil unsere Regierungsmitglieder die Frechheit besitzen, selbst eine Znüni-Banane für 95 Rappen als Spesen abzurechnen. Für mich stellt sich da die Frage - man möge sie mir verzeihen - was denn diese Menschen für eine Kinderstube genossen haben. Immerhin, Monsieur Schnegg hat für die Feier anlässlich seines Präsidialjahres ganze 42 Franken abgerechnet - Wein, Chips, Nüssli aus dem Ryfflihof. Die FDP gibt für den gleichen Anlass rund 1'400 CHF aus. Es gibt also in diesem Wirrwarr auch positive Beispiele.

Eigentlich gibt es nur eine Reaktion auf diesen - ja, ich möchte schon fast sagen Skandal: liebes Parlament, passt dieses unsägliche Spesenreglement an und definiert eine Untergrenze für individuelle Spesen. Denn Kleinauslagen sind per Definition in den Pauschalspesen bereits abgegolten. Und wenn eine Banane für 95 Rappen keine Kleinauslagen sind, dann verstehe ich die Welt nicht mehr (was durchaus manchmal der Fall ist).

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