Evakuierung
Es gibt gute Gründe, ins Büro zum Arbeiten zu gehen. Und es gibt gute Gründe, dies an bestimmten Tagen unter keinen Umständen zu tun. Heute ist genauso ein Tag, einer aus der zweiten Gruppe. Heute findet im Espace Post die Evakuierungsübung statt. Alle zwei Jahre will das der Krisenstab der Post, vorgeschrieben ist sie ohnehin. Die Übung an sich ist ja nichts Schlechtes. Man ist angehalten, die persönlichen Sachen inklusive Notebook zu behändigen, und in aller Ruhe das Gebäude über die siganlisierten Fluchtwege zu verlassen. Im Fall einer Übung ist das dann schon vorbereitet, die Fluchttüren sind geöffnet, der Weg zum Sammelplatz ist siganlisiert. Dieser bedindet sich auf dem Sportplatz Wyler, gleich hinter dem Wylerbad (ich könnte dann ja schon fast zum Kaffee an die Polygonstrasse gehen). Was mich erheblich stört, ist die Tatsache, dass für die ganze Übung zwei Stunden flöten gehen. Und da nicht klar ist, wann evakuiert wird, besteht das Risiko, dass es genau die eine Sitzung trifft, für welche man Wochen vorher nur mit Ach und Krach überhaupt einen Termin gefunden hatte. Deshalb gilt für mich - und viele andere: ich bleibe zu Hause. Ich wende das Alain-Berset-Prinzip an ("bleiben sie zu Hause"). Das ist zwar nicht unbedingt im Sinne des Erfinders der Übung, aber hilft mir persönlich natürlich mehr, als zwei Stunden irgendwo auf einem Rasen rumzustehen - immerhin, es wäre schönes Wetter, man könnte also gleich ins Wylerbad gehen (was natürlich auch wieder nicht geht, weil es ja nicht Teil des Sammelplatzes ist).
Interessant - auch wenn ich das auf gar keinen Fall erleben möchte - wäre dann das Verhalten in einem echten Notfall. Man stelle sich vor, es bricht ein Brand in der Küche der Kantine aus. Dieser breitet sich im Erdgeschoss aus und Rauch dringt in die oberen Stockwerke ein. Keine Ahnung, ob das realistisch ist, denn mit Sicherheit würde die Lüftung genau aus diesem Grund abgestellt. Ebenso sicher würden Brandschutztüren geschlossen und somit eine Ausbreitung des Rauchs auf das gesamte Gebäude verhindert. Aber wenn du in einem Sektor arbeitest, wo Rauch eindringt, dann wird es sehr schnell sehr gefährlich. Die meisten Brandopfer in Gebäuden sterben nämlich an einer Rauchvergiftung. Wie würden sich meine Kolleginnen und Kollegen dann verhalten? Hilft man sich noch gegenseitig? Oder bricht das nackte Chaos aus und alle rennen panikartig die Treppen runter? Ich habe das mal im Militär erlebt, eine Evakuierung morgens um halb Sechs aus einer Luftschutzanlage in Frauenfeld. Wir hatten ein paar Verletzte zu beklagen, einfach nur weil gedrängelt wurde statt geordnet das Gebäude verlassen. Einfacher gesagt als getan, ich weiss - aber genau darum sollte man sich persönlich mit solchen Szenarien beschäftigen. Dann, wenn es noch ruhig und gesittet zugeht im Bürogebäude. Darum: gut, gibt es solche Übungen, auch wenn heute vermutlich nicht allzu viele Mitarbeitenden mitüben werden....
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